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Schlagwort: Überwachungskamera

IP-Kameras: Risiken, Portfreigaben (RTSP/HTTP) & Checks

Moin, ich mag noch einmal etwas zu IP-Überwachungskameras schreiben. Ihr erinnert euch vielleicht an meinen letzten Beitrag zu diesem Thema KLICK.

article image of ip cameras

Dort habe ich mich speziell auf den RTSP-Port bezogen und auch https://www.shodan.io/ als Beispiel genannt. Shodan scannt unaufhörlich IPv4-Adressen (bei IPv6 wäre ein flächendeckender Scan kaum praktikabel) und stellt seine Ergebnisse öffentlich zur Verfügung. Sicherheitsforscher — aber leider auch Menschen mit schlechten Absichten — bedienen sich solcher Dienste, um Informationen über Systeme hinter einer IPv4-Adresse zu bekommen, ganz ohne selbst groß zu scannen oder zu testen. Grob gesagt: Google für „Hacker“.

Dass IP-Kameras — vor allem günstige oder ältere Modelle — schnell ein Sicherheitsrisiko darstellen, habe ich schon erwähnt; wer das hier liest, weiß es in der Regel auch. Automatische Portfreigaben in Kombination mit solchen Kameras sind oft problematisch. Wenn ich über so etwas stolpere und ohne großen Aufwand den Betreiber ausfindig machen kann, versuche ich jeweils per E-Mail oder einem kurzen Anruf zu warnen. Das stößt mal auf offene Ohren, manchmal wird es komplett ignoriert (manchmal mit Abschalten des öffentlichen Zugriffs, manchmal ohne); selten kommt die Antwort „Anzeige ist raus“.

Kameras filmen oft sensible Bereiche, sowohl innen als auch außen. Das kann viele Probleme mit sich bringen, wenn diese Informationen einfach öffentlich zugänglich sind. Anders als bei Datei-Freigaben scheint bei Kamerastreams noch nicht die nötige Awareness vorhanden zu sein — genau deshalb informiere ich hier und weise darauf hin.

Es ist nicht nur der RTSP-Stream, der sich häufig per UPnP seinen Weg nach draußen „tunnelt“. Oft werden auch per DNAT / Portfreigabe / Portweiterleitung die Webinterfaces der Kameras direkt aus dem Internet erreichbar gemacht. Im schlimmsten Fall kann man also mit dem Browser direkt auf Webinterface und Stream zugreifen. Viele sichern den Zugriff mit der kameraeigenen Anmeldung — das ist schon mal ein Anfang. Leider reicht das nicht immer: Bei manchen Modellen sind Funktionen wie Snapshots oder einzelne JPEG-Endpoints weiterhin ohne Anmeldung erreichbar. Das ist auf den ersten Blick nicht sichtbar — kennt man aber die entsprechende URL, genügt ein Browseraufruf und man sieht wieder alles.

Deshalb gebe ich immer den Rat: Zugriff lieber hinter ein VPN legen und niemals direkt offen ins Internet. Gebt jedem Gerät und jedem Dienst, den ihr aus dem Internet erreichbar macht, mindestens so viel Vertrauen wie eurer Haustür. Und prüft regelmäßig, ob dieses Vertrauen noch gerechtfertigt ist.

Wer selbst prüfen möchte, ob die EIGENE Kamera trotz eingerichteter Anmeldung noch irgendwie ohne Login zugänglich ist, kann mein kurzes Python-Tool nutzen: https://github.com/Kernel-Error/cam_probe

Denkt also bitte einmal darüber nach, ob ihr allem, was ihr direkt mit dem Internet verbunden habt, mindestens das gleiche Vertrauen entgegenbringt wie eurer Haustür oder Wohnungstür. Denkt an die security.txt und daran, dass, wenn sich jemand die Mühe macht, euch über ein solches Problem zu informieren, diese Person damit wahrscheinlich den größten Aufwand und auch das größte Risiko für sich selbst aufnimmt – nur, um euch auf ein Problem hinzuweisen.
Einen solchen Fund zu ignorieren, zu verkaufen oder sonst wie auszunutzen, ist deutlich einfacher, als den Betreiber zu informieren.

Natürlich gibt es auch hier schwarze Schafe, aber die Vertrauenswürdigkeit einer solchen Nachricht lässt sich meist schnell per Google oder auch ChatGPT prüfen.
Frage? Dann fragen. 🙂

IP-Kameras als Sicherheitsrisiko: GeoGuessr und Datenschutz im Fokus​

Die meisten von euch werden das Spiel GeoGuessr kennen. Man bekommt ein Google-Street-View-Bild gezeigt, kann sich vielleicht noch ein paar Meter hin- und herbewegen und muss dann auf einer Weltkarte einen Marker setzen, wo man meint, dass dieses Bild aufgenommen wurde. Wer dem Punkt am nächsten kommt, gewinnt.

Eine etwas abgewandelte Version begegnet mir immer mal wieder, wenn ich mich an einem Bug-Bounty-Programm beteilige oder einfach mit offenen Augen durchs Internet spaziere. Damit ist natürlich kein aktives Port-Scanning auf Netzblöcke oder Ähnliches gemeint.

Worum geht es genau?

In den letzten Jahren verbreiten sich immer mehr billige „China-Kameras“ bei Heimanwendern, aber auch bei Unternehmen. Dagegen spricht erst einmal nichts.

Was leider oft übersehen wird, sind die kleinen automatischen Helferlein, die die Einrichtung und den Betrieb einer solchen Kamera möglichst einfach machen sollen. UPnP (Universal Plug and Play) haben manche vielleicht schon mal im Zusammenhang mit Windows 95 oder USB gehört (ja, ich bin alt …). So etwas gibt es aber auch für Router und Firewalls, also für Netzwerke. Bei einer Fritzbox nennt sich das beispielsweise „Automatische Portfreigabe“.

Der eine oder andere ahnt jetzt sicher schon etwas: Es gibt IP-Kameras, die sich so – vielleicht sogar ohne das Wissen des Betreibers – selbst über das Internet erreichbar machen. Das betrifft nicht selten die komplette Weboberfläche. Mal ist diese kennwortgeschützt, mal nicht.

Sehr oft findet sich auch nur der RTSP-Port (Real Time Streaming Protocol) offen im Internet. Per RTSP werfen solche Kameras oft einen einfachen Videostream aus, der die Anbindung an zentrale Videoüberwachungssysteme erlaubt. Auch RTSP-Streams lassen sich mit einer Anmeldung schützen, was aber scheinbar in der Regel werkseitig deaktiviert ist.

Wenn dieser Port offen ist, könnte man sich einfach per ffplay einen solchen Stream anschauen:

ffplay rtsp://1.2.3.4/11

Wenn man sich nicht sicher ist, wie die korrekte RTSP-URL für die jeweilige IP-Kamera lautet, kann nmap zusammen mit dem Script rtsp-url-brute helfen:

nmap --script rtsp-url-brute -p 554 1.2.3.4

Die rechtliche Lage

Nun kann es natürlich rechtlich schwierig sein, bei einer fremden IP-Adresse nach dem offenen Port 554/TCP zu suchen, dort per nmap nach einer nutzbaren RTSP-URL zu scannen und sich den Stream dann live per ffplay, nmap oder vlc anzuschauen. Schließlich hat man nicht das Einverständnis des Betreibers.

Screenshot of shodan search engine, filtering for RTSP Streams.

Natürlich hält das wohl weniger Menschen ab, die ohnehin Schlechtes im Sinn haben. Ebenfalls gibt es verschiedene Dienste, die 24/7 nichts anderes tun. Ein Beispiel ist hier vielleicht shodan.io – dort lässt sich direkt nach solchen Vorschaubildern filtern, ohne dass man selbst eine Verbindung zu betroffenen IPs aufnehmen muss.

Warum ist das alles überhaupt problematisch?

Hat ein Angreifer Böses im Sinn, ist ein Zugriff auf die Überwachungskamera sehr hilfreich. Man kommt so möglicherweise an Insiderinformationen, findet heraus, wo wertvolle Dinge gelagert werden, wann und wie die Öffnungszeiten sind oder sogar mögliche Zugangscodes und Kennwörter. Natürlich auch, welche Kunden sich zu welcher Zeit dort aufhalten usw.

Denkt man an eine Arztpraxis, kann das schnell eine echte Datenschutzkatastrophe werden. Wenn die Kamera im Wohnzimmer oder Schlafzimmer einer Wohnung steht, führt das ebenfalls schnell zu ungewollten Einblicken.

Wenn man einmal außer Acht lässt, dass niemand gerne ohne sein Wissen per Livestream im Internet zu sehen ist, halte ich das Thema Datenschutz für eines der größten Risiken.

In der Vergangenheit sind mir bereits Beispiele begegnet, die das Problem verdeutlichen: Arztpraxen mit Kamerablick von hinten auf die Anmeldung – inklusive direktem Blick auf Patienten, Monitore mit Patientendaten oder Vertragsabschlüsse bei Mobilfunkanbietern. Auch Überwachungskameras in DHL-Filialen, die Bild und Ton in Zoom und 4K aufzeichnen, habe ich gesehen.

Für private Betreiber kann es ebenfalls schnell zu einem Datenschutzproblem werden. Nicht jeder achtet beim eingestellten Bildausschnitt der Kamera darauf, die Vorgaben des Datenschutzes einzuhalten. So werden oft mehr öffentliche Bereiche oder sogar Nachbargrundstücke gefilmt, als zulässig ist.

Wenn diese Daten dann auch noch ohne Schutz und Hürden in die Hände Dritter geraten, wird es heikel. Hier sollte besser jemand mit rechtlichem Hintergrund eine Einschätzung abgeben. Für mich klingt das alles jedenfalls ziemlich unschön.

Was kann man tun?

Eine Abuse-Mail an den jeweiligen ISP (Internet Service Provider) schicken, mit der Bitte, ihre Kunden zu informieren? Kann man machen. Bei kleineren ISPs klappt das oft sogar, und die Betreiber werden informiert. Spricht man aber über einen großen ISP wie die Telekom, verschwinden einzelne Abuse-Mails gefühlt einfach im Nichts.

Sonst jemanden zu finden, der ein Interesse daran hat, den meist unwissenden Betreiber zu informieren, ist nahezu unmöglich. Weder unsere Behörden noch das BSI interessieren sich dafür. Möchte man also den Betreiber darauf hinweisen, bleibt realistisch nur die Möglichkeit, ihn selbst zu kontaktieren.

GeoGuessr in der Praxis

Jetzt sind wir beim Thema GeoGuessr: Man hat also nur das Bild der Kamera, die IP-Adresse mit einer recht groben und nicht immer stimmigen Geolokalisierung und vielleicht noch ein paar weitere Rahmeninfos oder Dienste auf dieser IP-Adresse. Hin und wieder macht es mir daher sogar Spaß, den eigentlichen Betreiber ausfindig zu machen und ihm per E-Mail oder telefonisch kurz auf diesen möglichen Missstand hinzuweisen.

Wenn du das also gerade liest, weil ich dich darauf hingewiesen habe, weißt du jetzt, warum 😀

Natürlich trifft man oft auf Unverständnis – oder das klassisch deutsche „Anzeige ist raus!“ begegnet einem immer mal wieder. Es bietet also auch eine gute Möglichkeit, die eigenen Kommunikationsskills zu erweitern.

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